0228 50 44 67 57 hello@luciapp.de

24 Tipps – So gelingt die Integration von ausländischen Pflegekräften

01

Juli, 2023

Der demographische Wandel hat zur Folge, dass die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland steigt und steigt. Mit dieser Zunahme steigt gleichzeitig der Bedarf an Pflegekräften. Doch die haben wir nicht. Mehr noch: Der Personalmangel ist längst zum Pflegenotstand geworden.

Deshalb setzen immer mehr deutsche Pflegebetriebe auf die Anwerbung von Pflegekräften aus dem Ausland. Entsprechende Kandidaten*innen zu finden ist das eine. Sie auch so zu integrieren, dass sie langfristig bei Ihnen bleiben, ist etwas anderes. Lesen Sie hier, wie Sie zu einem Integrationsprofi werden.

Die aktuelle Lage in Deutschland

Die Integration von Migranten*innen kann eine Herausforderung sein

Die Integration von Migranten*innen in einen Pflegebetrieb stellt nicht selten eine Herausforderung dar. Das kann an mangelnden Deutsch- und Fachsprachenkenntnissen, unterschiedlichen kulturellen Prägungen (in Bezug auf Verhalten, Kommunikation, Interessen, Speisen, Kleidung, Teamgedanke sowie unterschiedliche Bedeutung von Gestik), Vorurteilen, Rassismus oder Ängsten liegen.

Die nachfolgenden beiden Zitate einer ausländischen Pflegekraft und einer deutschen Wohnbereichsleitung verdeutlichen das:

  • „Wir haben ein gutes Willkommen bekommen. Muss ich sagen, die ersten zwei Wochen sind sehr gut gelaufen. Danach nicht mehr. Die sind frustriert oder so, die Deutsche. Ich muss das sagen, die sind irgendwie frustriert wegen Arbeit oder so. Lust haben sie nicht zu arbeiten. Nee. Nee-nee-nee. Nach diesen zwei Wochen, das war vorher happy ne? also alles gut und danach ist es mit der Zeit alles schief gelaufen. Ich kann heute sagen, die Deutschen mögen nicht so gerne Ausländer.“6Vgl. Pütz, R. et al: Betriebliche Integration von Pflegefachkräften aus dem Ausland. Hans Böckler Stiftung, Düsseldorf 2019, S. 72; https://www.boeckler.de/pdf/p_study_hbs_416.pdf
  • „Zu allem was ich als Vorgesetzte sage wird nur „ja, ja“ gesagt.“

Die fünf Erfolgsdimensionen der Integration

Integration spielt sich auf unterschiedlichen Ebenen ab. Wenn Sie wollen, dass Ihre ausländischen Fachkräfte langfristig bei Ihnen bleiben, sich bei Ihnen wohl fühlen und einen angemessenen Wertbeitrag leisten, dann ist ein kompetentes Integrationsmanagement erforderlich – so die Studie „Betriebliche Integration von Pflegefachkräften aus dem Ausland“ der Hans Böckler Stiftung.7Ebenda Dies gelingt, wenn Sie gleichzeitig folgende fünf Dimensionen der Integration berücksichtigen:

  1. Sprachliche Integration
  2. Betriebliche Integration
  3. Fachlich-theoretische Integration
  4. Kulturelle Integration
  5. Soziale Integration

1. Sprachliche Integration

Die Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Viele Arbeitgeber übersehen jedoch, dass es beim Spracherwerb nicht nur um Deutschzertifikate geht, sondern sich die ausländischen Mitarbeitenden in der neuen Sprache wirklich zu Hause zu fühlen. Erst wenn die neue ausländische Fachkraft beginnt, in der Sprache des neuen Heimatlandes zu denken oder zu träumen, ist die Person wirklich angekommen.

Doch bis dahin ist es ein langer Weg. Und nicht selten kommt nach einem anfänglichen Motivationshoch recht schnell ein Punkt, an dem es mit der Sprachentwicklung langsamer voran geht, zum Beispiel weil die neuen Mitarbeitenden mit neuen Eindrücken und Aufgaben überschwemmt werden.

Mit diesen Maßnahmen können Sie als Arbeitgeber*in den Spracherwerb unterstützen

  • Erstellen Sie ein kleines Taschenwörterbuch mit den wichtigsten medizinischen und pflegerischen Fachbegriffen auf Deutsch und in den Heimatsprachen Ihrer ausländischen Mitarbeitenden.
  • Üben Sie in Teamsitzungen oder Workshops Kommunikationsszenarien zwischen Pflegekraft und Bewohner oder Pflegekraft und Arzt.
  • Ermuntert Sie ausländische Pflegekräfte, untereinander im Arbeitseinsatz Deutsch zu sprechen.
  • Beziehen Sie schüchterne ausländische Pflegekräfte bei Gesprächen mit ein, um ihnen die Hemmung zu nehmen.
  • Organisieren Sie weiterführende Sprachkurse (berufsbezogen/fachbezogen).
  • Sensibilisieren Sie ihre Mitarbeitenden dafür, dass die Verwendung von Dialekten zu Verständnisproblemen führen können. Bitten Sie Ihre Teams, hochdeutsch zu sprechen.
  • Nutzen Sie eine digitale Kommunikationsplattform wie LUCI, bei der ausländische Mitarbeitende wichtige Neuigkeiten wie zum Beispiel Dienstanweisungen in 112 Sprachen übersetzen können.

Weiterführende Dokumente zur sprachlichen Integration

2. Betriebliche Integration

Neben der sprachlichen Integration spielt ferner die Integration in den Betrieb eine große Rolle. Lesen Sie nachfolgend, was Sie konkret für eine bessere betriebliche Integration tun können:

  • Holen Sie die Person persönlich am Flughafen/Busterminal ab
  • Führungskräfte stehen geschlossen dahinter: Ihre Führungskräfte haben eine Vorbildfunktion. Deshalb müssen Sie sicherstellen, dass sie die Akzeptanz von ausländischen Mitarbeitenden geschlossen und proaktiv fördern.
  • Seien Sie ein Problemlöser: Bieten Sie der ausländischen Pflegekraft proaktiv Hilfe an – von Anfang an. So zum Beispiel wirkt es sehr stressreduzierend, wenn Sie den Arbeitsvertrag frühzeitig ausstellen oder verlängern. Helfen Sie beim Überschreiben oder Absolvieren des Führerscheins, beim Finden von günstigem Wohnraum sowie beim Nachzug von Familienangehörigen. Unterstützen Sie ggf. auch finanziell – sofern möglich.
  • Begleitung bei Arztbesuchen und Ämtergängen: Begleiten Sie die Person bei Arztbesuchen oder Ämtergängen wie z. B. zur Ausländerbehörde, damit der Aufenthaltstitel stressfrei erlangt wird.
  • Freistellung: Stellen Sie die Person für die Teilnahme am Deutschkurs von der Arbeit frei.
  • Feedbackgespräche: Bieten Sie in der Eingewöhnungsphase engmaschige, strukturierte Feedbackgespräche an.
  • Verschnaufpausen gönnen: Betriebliche Integration ist kein Sprint von ein paar Wochen. Vielmehr ist es eine mittel- bis langfristige Aufgabe – für beide Seiten. Vermitteln Sie deshalb den ausländischen Mitarbeitenden regelmäßig, dass sie sich nicht unter- aber auch nicht überfordern dürfen, damit ihnen unterwegs nicht plötzlich die Luft ausgeht.
  • Erstellung und Umsetzung eines Einarbeitungskonzeptes speziell für ausländische Mitarbeitende: Dieses sollte zum Beispiel mehr Zeit für die Einarbeitungsphase und mehr Feedback vorsehen. So können ausländische Mitarbeitende zum Beispiel ausführlicher die unterschiedlichen Lebensweisen der deutschen Klienten erklärt bekommen.
  • Setzen Sie Buddies/Paten ein: Jedem ausländischen Mitarbeitenden wird ein/e Mitarbeiter*in zugeordnet, der/die sich besonders kümmert.
  • Willkommensveranstaltung: Führen Sie eine Willkommensveranstaltung durch und überreichen Sie eine Willkommensmappe mit allen relevanten Unternehmensinformationen und Ansprechpartnern*innen in der Muttersprache der ausländischen Mitarbeitenden.
  • Organisieren Sie Teambuilding Maßnahmen
  • Stellen Sie kostenlose Zugänge zu e-Learning Plattformen zur Verfügung
  • Stadtführung: Bieten Sie eine Stadtführung an.
  • Bieten Sie regelmäßige Treffen zum Erfahrungsaustausch an

3. Fachlich-theoretische Integration

Natürlich muss auch die fachlich-theoretische Integration sichergestellt werden sowie bei Fachkräften eine Anerkennung der Qualifikation erfolgen. Damit das Anerkennungsverfahren positiv beschieden und die Erlaubnis zur Führung der Berufsbezeichnung „Gesundheits- und Krankenpflegerin“ bzw. „Gesundheits- und Krankenpfleger“ erteilt werden kann, müssen mehrere formelle und qualifikatorische Anforderungen erfüllt werden.

Zu den gesetzlichen Voraussetzungen zählt die Gleichwertigkeitsprüfung der ausländischen Berufsqualifikation, der Nachweis über die für die Berufsausübung ausreichenden Kenntnisse der deutschen Sprache, die gesundheitliche Eignung sowie die persönliche Zuverlässigkeit.

Viele der zuwandernden Pflegefachkräfte müssen außerdem in einer Kenntnisprüfung ihre fachliche Eignung nach den Vorgaben des deutschen Krankenpflegegesetzes unter Beweis stellen, weil ihre Ausbildung im Vergleich mit den deutschen Ausbildungsstandards wesentliche Unterschiede aufweist und Berufserfahrung zum Ausgleich der festgestellten Ausbildungsdefizite nicht ausreichend vorhanden ist oder nachgewiesen werden kann.

Weiterführende Dokumente zur fachlich-theoretischen Integration

4. Kulturelle Integration

Damit eine kulturelle Integration gelingen kann, muss das alteingesessene Team erkennen, dass „beide Seiten“ für den Erfolg der Integration verantwortlich sind. Beide Seiten müssen sich der kulturellen Unterschiede bewusst werden. Beide Seiten müssen anschließend gemeinsam Lösungen für die interkulturellen Herausforderungen erarbeiten und sie in die Tat umsetzen.

Bedenken Sie dabei Folgendes: Je mehr sich das „alte Team“ mit den Herausforderungen der ausländischen Mitarbeitenden auseinandersetzt, desto besser sind die Teammitglieder in der Lage, sich in die ausländischen Mitarbeitenden hineinzuversetzen. Vorbehalte und Abgrenzung werden dadurch abgemildert. Die Möglichkeit dazu sollte im Rahmen von Teamsitzungen, interkulturelle Trainings oder Teambuilding-Seminaren gegeben sein.

Konkrete Übungen und Diskussionsinhalte zu kulturellen Unterschieden finden Sie in dem Buch „Betriebliche, kulturelle und soziale Integration ausländischer Pflegekräfte“ von Olivia Prauss und Maja Roedenbeck Schäfer.

5. Soziale Integration

Die Integration auf sozialer Ebene ist mindestens genauso wichtig, wie alle anderen Dimensionen. Denn nur, wenn man selbst und die Familienmitglieder neben der Arbeit auch sozial integriert sind, fühlt man sich wirklich wohl.

Zur sozialen Integration gehört eine Vielzahl von Dingen, wie beispielsweise Freundschaften aufzubauen, einen Schulplatz für die Kinder zu finden oder sich in Hobbies zu verwirklichen. Dabei geht es sowohl grundsätzlich um den Zugang zu diesen Möglichkeiten als auch darum, von anderen Menschen in Deutschland akzeptiert und angenommen zu werden.

Maßnahmen zur sozialen Integration

  • Erkundigen Sie sich nach Hobbies und suchen Sie gemeinsam mit dem ausländischen Mitarbeitenden nach Vereinen im Umfeld mit passenden Angeboten.
  • Helfen Sie ggf. bei der Kontaktherstellung zur nächstgelegenen Community aus dem Heimatland des ausländischen Mitarbeitenden. Das können z. B. Kultur-Zentren, religiöse Gemeinden, Restaurants mit Landesküche oder Facebook-Gruppen sein.
  • Bieten Sie hin und wieder gemeinsame private Unternehmungen an und geben Sie den ausländischen Mitarbeitenden die Gelegenheit mitzuentscheiden, was unternommen wird.

Bonus Tipp: Integrationskonzept

Die Erstellung eines Integrationskonzeptes (Integrationsmanagementkonzeptes) hilft Ihnen, Ihr Integrationsmanagement zu verbessern und zu professionalisieren, da Sie sich im Zuge der Erstellung über den gesamten Integrationsprozess sowie die einzelnen Maßnahmen Gedanken machen müssen. Bewerbern*innen zeigen Sie mit der Erstellung eines solchen Integrationskonzeptes zudem, dass Ihnen das Thema wichtig ist, Sie sich damit auskennen und sie bei Ihnen gut aufgehoben sind.

Weiterführende Dokumente zum Thema „Integrationskonzept“

Weitere interessante Quellen

Transformieren Sie Ihre Organisation noch heute

Sichern Sie sich jetzt Ihre kostenlose Erstberatung